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Fachartikel

Massivholzklebstoffe: Was passt, soll auch halten

Das Verleimen anspruchsvoller Massivholzkonstruktionen kann in Einzelsituationen schnell einmal die gewohnten Möglichkeiten eines Betriebs übersteigen. Was getan werden kann, hat die SchreinerZeitung bei Leimherstellern nachgefragt.

Für Produkte, die eine Schreinerei immer wieder in ähnlicher Art herstellen darf, sind Methoden entwickelt worden, die mit den vorhandenen Mitteln ausreichend gut umsetzbar sind – für den ganzen Fertigungsprozess. Das gilt auch für den zu verwendenden Leim, die Auftragsart sowie die Pressmethoden. In der Regel wird auf ein, zwei Standardprodukte zurückgegriffen, und die genügen dann auch qualitativ.

Selbstverständnis als Stolperfalle
Für die gewohnten Arbeiten werden diese Produkte und die Vorgehensweise so weit gut sein. Da ist alles erprobt und hat sich hundertfach bewährt. Für neue Aufgaben birgt die Routine allerdings die Gefahr, dass bei der Planung der Konstruktion und anschliessend des Arbeitsablaufes nicht mehr darauf geachtet wird, ob die vorhandenen Leime für diese Aufgabe auch wirklich tauglich sind. Bei vielteiligen Werkstücken mit dazu noch eher aufwendigen Konstruktionen reichen schnell einmal die betrieblichen Mittel nicht mehr, um die auf dem Leimgebinde aufgeführten Bedingungen bezüglich Auftragszeit und Verpressung korrekt einhalten zu können.

 Perfekte Leimangabe
Möbel, die viele Lamellen mit Zapfenverbindungen haben, erfordern beispielsweise viel Zeit, bis man im Loch und auf dem Zapfen Leim angegeben hat, denn nur so wird die gleichmässige Leimverteilung über den gesamten Zapfen hinweg sichergestellt – das gilt auch für Dübel. Übrigens sollte das bei der Verarbeitung von stark harz- oder ölhaltigen Hölzern auch sonst immer gemacht werden.
Wer also nur einseitig Leim angibt, nimmt in Kauf, dass dieser beim Zusammenstecken weggeschoben wird und nicht die ganzen Verbindungsflächen in ausreichender Menge benetzt sind. Bei beidseitiger Leimangabe ist dieses Wegschieben gegenseitig, wodurch die Leimverteilung gleichmässig bleibt. Wird eine zu grosse Menge Leim im Loch angegeben, kann es aber zu einem Hydraulikeffekt kommen, was allenfalls das Zusammenstecken verunmöglicht.
Eine einseitige Leimangabe kann bei einem Spanplattenkorpus mit geringer Belastung vielleicht noch funktionieren, wird aber bei einem Sitzmöbel aus Massivholz fatale Folgen haben. Durch die immer wiederkehrenden, dynamischen Belastungen, die der Gebrauch solcher Möbel verursacht, werden die Verbindungen sehr stark belastet. Und doch werden manche industriell gefertigten Produkte so verleimt.
Es stellt sich somit die Frage nach der Qualität, die man seinem Kunden bieten will. Ein Kunde, der extra etwas bei einem Fachbetrieb herstellen lässt, erwartet mit Recht ein optimal ausgeführtes Produkt, das sich vom günstigen Standard abhebt. Bei einer perfekten Verleimung sollte daher eher das Holz zerreissen, als dass sich die Fuge öffnen kann.

 Planung der offenen Zeit
Wie kann ein Betrieb, der nicht über spezielle Einrichtungen verfügt, zwischendurch auch Produkte mit aufwendigen Massivholzkonstruktionen anbieten? Die Lösung liegt wie so oft in der richtigen Planung und im notwendigen Grundwissen. Am einfachsten ist es, wenn sich das Werkstück in mehreren Etappen verleimen lässt. Andernfalls muss der Leim eine entsprechend lange, offene Zeit haben.
Zu diesem Thema schreibt der deutsche Leimhersteller Jowat in seinen Unterlagen: «Ein Klebstoff sollte im Hinblick auf seine offene Zeit immer so gewählt werden, dass innerhalb eines normalen Produktionsablaufes bei einer Störung noch genügend Zeit für deren Beseitigung vorhanden ist.» Was Dispersionsklebstoffe (Weissleim) anbelangt, weist Ralph Kirst von der Jowat SE darauf hin, dass sich die offene Zeit auch über die Auftragsmenge steuern lässt. Eine grössere Menge ist dabei gleichbedeutend mit etwas mehr offener Zeit.

 Generalist mit kleinen Fehlern
Den idealen Universalleim für anspruchsvolle Massivholzverbindungen gibt es nicht, Lösungen für spezifische Probleme hingegen schon. Dazu lohnt es sich, Besonderheiten der Leimsorten zu kennen. Weissleime lassen sich nicht nur gut auftragen, sondern sind auch sehr einfach mit Wasser wieder abwaschbar. Das geht auch bei engen Verhältnissen recht gut, und nach dem Trocknen sowie Verputzen kann die Oberfläche problemlos behandelt werden – auch eingefärbt. Die optimale Leimfuge ist 0,1 mm stark und bleibt farblos. Da es sich bei diesem Leim um einen Thermoplast handelt, reagiert er im ausgehärteten Zustand auf höhere Temperaturen. Eine belegte oder furnierte Fläche im Bereich von einem Fenster oder auch Kochfeld wird durchaus während Längerem Temperaturen von 60 bis 70° C ausgesetzt. Die Leimschicht kann dabei längerfristig so weit weich werden, dass sich Kürschner bilden oder sich die Oberfläche teilweise ablöst. Dispersionsklebstoffe haben zudem ein gewisses Kriechverhalten, wodurch sich dauerbelastete Fugen mit der Zeit etwas verschieben – fließen oder eben kriechen. Ein belastetes, mehrschichtiges Massivholztablar kann sich beispielsweise nach längerer Zeit durchbiegen und diese Form behalten.
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 [Text: Andreas Brinkmann]

 Der Fachartikel ist in der Ausgabe 49 der "Schreinerzeitung" erschienen. Den gesamten Artikel können Sie als PDF herunterladen.