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Kundenmagazin 2016-05 DE

Interviewpartner Torsten Scheller Experte, Forscher, Blogger, Autor zu Agile und Lean Torsten Scheller unterstützt mit seinem Unternehmen "agil werden" Organisationen bei der Ent- wicklung ihrer individuellen Agilität. Dabei setzt er auf Methoden wie Lean Change, pregame® , Management 3.0 oder Culture Hacking. Zuvor war er als Produkt- und Projektmanager in verschie- denen Unternehmen tätig. Im Sommer erscheint im Vahlen Verlag sein Buch „Auf dem Weg zur agilen Organisation“. und einer gestiegenen Produktivität und innovativeren Produkten belegt – für mich ist die Wirksamkeit von „Feel-good-Management“ in dysfunk- tionalen Organisationen nicht erwiesen. Die Wirkungskette ist für mich anders: Organisationen, die gut und richtig funktionieren, erzeugen intern auch ein gutes Arbeitsklima und erreichen eine Motivation ihrer Mitarbeiter. Sicherlich verstärkt sich das auch gegenseitig, aber eine dysfunktionale Organisation können Sie nicht mit Kickertischen ret- ten – tut mir leid! Da müssen wir ran an die Art und Weise, wie wir die Dinge im Unternehmen tun. Und dafür ist Agile für mich aktuell eine passende Lösung. Red.: Was kann man praktisch tun? Scheller: Zwei Dinge: Erstens die agi- len Werte und Prinzipien verankern und dies zweitens mit konkreten agilen Praktiken unterstützen – aber immer schön eines nach dem anderen. An- fangen würde ich z.B. mit Daily Stand- ups, und wenn das stabil funktioniert, würde ich alle 14 Tage Retrospektiven machen … Red.: Was sind Daily Stand-ups? Scheller: Das sind sehr kurze, strikt zeitlich begrenzte Meetings von 15 Minuten, die täglich stattfinden und im Stehen durchgeführt werden. Dazu treffen sich alle Mitarbeiter eines Teams und geben einen Statusbericht, in dem jeder die Antworten auf diese drei Fra- gen gibt: „Was habe ich gestern ge- macht? Was mache ich heute? Wobei brauche ich Unterstützung?“ Wichtig ist dabei, dass es keine Diskussionen gibt und dass nach spätestens 15 Mi- nuten Schluss ist. Wer mit einem ande- ren etwas diskutieren will, macht dies nach dem Stand-up. Typisch ist, dass am Anfang alle maulen „Noch ein Mee- ting…!“ – Typisch ist auch, dass die meisten nach kurzer Zeit einen Vorteil darin sehen und das Daily Stand-up nicht mehr missen wollen. Im Übrigen machen viele Teams natürlicherweise solche Stand-ups, ohne diese so zu nennen, das ist also eine erprobte Pra- xis. Red.: Und was meinen Sie mit Retro- spektiven? Scheller: Um besser zu werden, um sich weiter zu entwickeln, muss man sein Vorgehen reflektieren und sich die Fragen beantworten „Was mache ich bisher schon gut und mache es daher weiterhin so? Und was kann ich wie besser machen?“ In einer Re- trospektive reflektiert das Team z.B. alle 14 Tage diese Fragen. Wichtig ist dabei, dass das Team unter sich ist, dass keine Beobachter und Gäste, kein HR, keine Manager, auch nicht der ei- gene Team-Manager, dabei sind. Die Team-Mitglieder müssen untereinander ungestört Tacheles reden können. Das ist oft hilfreicher als Feedback von der Führungskraft. Dazu braucht das Team einen sicheren Kontext und den hat es nur, wenn es allein unter sich ist. Red.: Und wenn diese beiden funktio- nieren, ist man schon agiler geworden? Scheller: Ja! Das ist nicht nur ein gu- ter Anfang – für mich sind das auch die beiden wichtigsten agilen Praktiken. Denn mit Daily Stand-ups und Retro- spektiven lernen Sie, immer besser die Dinge richtig zu tun. Darauf kann man dann mit den nächsten agilen Praktiken aufbauen – und so wird die gesamte Organisation agil. Red.: Agilität betrifft also alle im Unter- nehmen? Scheller: Genau! Agile kommt zwar aus der Software-Entwicklung, ist aber ein Thema für alle. Alle Funktionen ei- nes Unternehmens profitieren davon und so insgesamt das ganze Unter- nehmen. Und damit ist Agilität ein Ma- nagement-Thema! Das Top-Manage- ment muss Agilität initiieren und durch konkrete Aktionen massiv unterstützen. Das Mittel-Management muss das agi- le Tun der Teams unterstützen. Dabei zählen letztendlich nur die Ergebnisse der Aktionen. Und auch das kann man wieder agil machen, indem man hinter- her selbstkritisch überprüft: „Waren wir wirksam? Wie können wir das nächste Mal noch wirksamer sein?“ Red.: Damit ist Agilität ein Thema je- des einzelnen? Scheller: Ja, jeder muss agil sein. Eine agile Organisation baut auf agile Teams und agile Teams bauen auf agi- le Mitarbeiter und agiles Management. Da muss jeder bei sich selbst anfan- gen: „Wer ist mein Kunde? Was ist aus seiner Sicht meine Leistung? Wie kann ich permanent besser werden in der Erbringung dieser Leistung?“ Damit ist klar: Agilität ist eine Geisteshaltung! Red.: Vielen Dank für das Interview!

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